1896-1996

Durch die Initiative der Herren Buchwieser und Streitel trat Musikdirektor Joh. Nep. Scheßl die Nachfolge Wellingers an. Scheßl führte die Kapelle fast 25 Jahre lang. Bei einer Besetzung mit über 30 Mann brachte er sie mit einheimischen Kräften zu denkbar höchsten Leistungen. Seine Kompositionen, dem schönen Werdenfelser Land gewidmet, sind heute noch genügend bekannt und werden auch in der jetzigen Zeit noch gerne gespielt. Er führte die Kapelle bei einigen Musikwettbewerben in den Jahren 1926 – 1936 auf höchster Ebene zum Erfolg.

Hier ist das Musikfest bei Reutte in Tirol besonders hervorzuheben. Es beteiligten sich 17 Kapellen beim Wettstreit in drei Schwierigkeitsstufen. Die Garmischer belegten in der höchsten Stufe, punktgleich mit der Füssener Harmoniemusik den 1. Platz mit der „Egmont” – Ouvertüre von Beethoven. Lt. Bericht senkte sich das Herz der Musikanten vor dem Spiel ein wenig nach unten. Mit dem Zeichen zum Anfang jedoch, war jeder mit Herz u. Hand am Platze. Die „Egmont” lief wie am Schnürchen.

Als eine außergewöhnliche Fernfahrt beschreibt der damalige Schriftführer die Reise nach Hamburg-Altona vom 26. 5. – 3. 6. 1928, wo sie für die Organisation „der Stahlhelm” aufspielten und auch heimatliche Bräuche vorführten.

Beachtliche Ausflüge konnten durch die Musikkasse finanziert werden, was der Spielfreudigkeit und Kameradschaft jener Jahre Ausdruck verleiht. 1929 fuhr man per Omnibus nach Prien am Chiemsee, machte dort eine herrliche Motorbootfahrt und übernachtete im Hotel. Nach kurzem Schlummer ging es weiter nach Berchtesgaden zum Königsee. Die Rückfahrt erfolgte über den Steinpaß – Lofer – St. Johann – Innsbruck. Nach letzter Einkehr ging die Gesellschaft um halb zwei Uhr auseinander.

1931 berichtet der Schriftführer über einen zünftigen Ausflug nach Lindau am Bodensee. Ein Teil der Strecke führte über den Gaichtpaß, Tannheimertal, Oberjoch. Das Wetter erlaubte es, mit offenen Autodächern zu fahren. Bei verschiedenen Einkehrmöglichkeiten erleichterte man Kassier Listl’s „schweren Beutel”.

1932 hatte die Kapelle 31 Kurkonzerte zu bestreiten. Verschiedene Empfänge, weltliche und kirchliche Feste gaben ebenso Anlass für musikalische Einsätze. Besonders erwähnenswert ist das Konzert vom Juli des Jahres, es wurde vom Bayerischen Rundfunk aufgenommen und direkt über die Landesgrenzen hinaus übertragen. Zuschriften auswärtiger Zuhörer lobten die Qualität des Dargebotenen.

1933 am 20. April, dem Geburtstag Adolf Hitlers, nahmen politisch gesehen, schwerste Zeiten ihren Anfang. Bei der Standmusik am Marienplatz, die von 12.30 Uhr – 13.30 Uhr zu Ehren des Reichskanzlers abgehalten wurde, erklang wie bei anderen derartigen Anlässen, zum Abschluss das Deutschland- und Horst Wessel-Lied. Abends um 20 Uhr desselben Tages füllte sich der Lamm-Saal mit der Einwohnerschaft von Garmisch, um für den „Volkskanzler eine würdige Feier abzuhalten”. Neben Ansprachen und Prologen spielte die Musikkapelle.

Am 30. April 1933 wurde auf der Zugspitze während der Ansprachen und den Klängen des Badon Viller-Marsches (Badenweiler) die Hakenkreuzfahne und Reichsflagge gehisst.

Am 18. Mai 1933 bot die Kapelle den musikalischen Willkommensgruß beim Empfang von Staatsminister Esser. Bei dieser Gelegenheit war die Kapelle zum ersten Mal in der von der Partei gestifteten SA-Uniform erschienen und hatte allgemein guten Eindruck gemacht.

Natürlich musizierte man nicht bei allen Veranstaltungen in SA-Uniformen. Der nationalistische Zeitgeist war aber mittlerweile immer mehr in den Vordergrund gerückt.

Im Olympischen Jahr 1936 konnten die Garmischer ihre Spielfreudigkeit noch einmal unter Beweis stellen. Zwei bis dreimal am Tag wurden unter den Klängen der Musikkapelle die Sportnationen am Bahnhof Garmisch-Partenkirchen empfangen. Sogar bei der Eröffnung spielte neben der Militärmusikkapelle auch die Garmischer Musik. Zu den besonderen Aufgaben gehörte außerdem die Umrahmung verschiedener Siegerehrungen.

Alle Auftritte bei den Olympischen Spielen bestritt man in Werdenfelser Joppe, Hut und Gamsbart. Dies wusste Benedikt Koch („Koch Diktl”, mit auf dem Foto) zu berichten. Als alter einsatzfreudiger, lustiger Blasmusikant der Musikkapelle, 1908 geboren, kann er sich noch gut an die musikalischen Aufgaben bei den Winterspielen erinnern. Natürlich ließ Koch Diktl (als alle überragender in der Posaunenreihe) keine Gelegenheit aus, mit der Kapelle auszurücken. Wie hier bei einem Maschkera-Zug. Voraus Musikdirektor Scheßl.

Vom 6. – 7. Juni 1936 fand ein Musikfest besonderen Ausmaßes statt, von der Musikkapelle unter Scheßl’s Leitung organisiert und durchgeführt. Eine Aufforderung für Musiker und musizierende Laien, mit Ernst und Fleiß und nimmermüder Energie einem guten Ziel anzustreben. So konnte man es auf Plakaten und in den Zeitungen lesen. 14 Kapellen beteiligten sich am Wett­streit. Zum Begrüßungsabend mit Festkonzert, das die Kapelle Garmisch, der Männergesangsverein Garmisch-Partenkirchen, die Kapelle Hopferau und der Musikverein Füssen bestritt, ka­men an die 1800 Zuhörer. Tags darauf marschierten immer wieder Musikzüge durch die Straßen. Zwischenzeitlich fand das Preisspielen in drei Stufen im Festsaal statt.

Kapellmeister Scheßl dirigierte den Massenchor im Kurpark. Als beste Kapellen wurde: Oberammergau mit vorzüglich und 144 Punkten, Füssen mit vorzüglich und 140 Punkten und Penzberg mit vorzüglich und 134 Punkten bewertet.

Am 16. 8. 1985 stellte Vorstand Peter Spanier beim Kurkonzert Marcus Hölzl als neuen Dirigenten der Musikkapelle der Öffentlichkeit vor. Mit Marcus Hölzl konnte seit langer Zeit wieder ein gebürtiger Garmischer die musikalische Leitung der Kapelle übernehmen und sozusagen verantwortungsvoll als Ururenkel von Johann Maurer – Farber tätig sein.

Er übernahm auch die Leitung des Kurorchesters Garmisch-Partenkirchen.

Am 31. 8. 1986 beteiligte sich die Kapelle nach längerer Zeit wieder einmal bei einem Kon­zertwettbewerb, welcher in Oberammergau stattfand. Während des Pflichtstücks „Kleines Kon­zert” von Max Seidenspinner bemerkte Dirigent Marcus Hölzl , dass die Innenseiten der Partitur fehlten. Nach sofortigem Abriss des Musikstückes, der hundertprozentig klappte, entschuldigte sich Hölzl bei den Wertungsrichtern und bat um eine neue Partitur. Beim zweiten Versuch konnte das Stück einwandfrei vorgetragen werden. Somit schnitt die Musikkapelle mit einem 1. Rang mit Belobigung gut ab. Von 120 möglichen Punkten erreichte man 116. 39 Musikanten und 17 Mann vom Trommlerzug Garmisch, alle in Schützentracht, konnten beim Marschwettbewerb erfolgreich abschneiden.